Spieglein, Spieglein, ...

Fify nützt die Gunst der Stunde und stürzt sich Hals über Kopf durch das ein Stück weit geöffnete Tor als Manuela mich herein bitten wollte. Manuela ist eine gute Bekannte von mir, die ich ab und zu gerne besuche. Wir haben gemeinsame Interessen, wie zum Beispiel Hunde, über die wir uns stundenlang unterhalten können. Ihr Hund Fify ist ein sehr anhänglicher, lieber und freundlicher Mischlingshund, der ein gutes Leben hat und keine großen Probleme macht.

Doch heute bleibt mir der Mund offen, als ich Fify das erste Mal in dieser Art erlebe. Fify hetzt laut bellend, Zähne fletschend hinter dem gerade vorbei fahrenden Nachbarn hinterher. Manuela schreit so laut sie kann, die Angst, ihr Hund könnte den Nachbarn wirklich anspringen und beißen, steht ihr ins Gesicht geschrieben. Fify hört nicht, legt einen Zahn zu und macht ein Satz, um das Hosenbein vom Nachbar zu erwischen. Der Nachbar kratzt noch einmal die Kurve und erreicht schnell die Einfahrt seines Hauses, wo für Fify das Abenteuer endet. Er hat seine Mission, den Nachbarn in die Flucht zu schlagen, erfolgreich beendet und kehrt zwar noch etwas angespannt, aber irgendwie zufrieden, zu seinem Frauchen zurück. Seinen fordernden Blick nach einer angemessenen Belohnung kann man ganz deutlich erkennen.

Ich kann beinahe den Herzschlag und Puls der aufgeregten Frau hören. Sie ist ängstlich und wütend zugleich. Wenn für mich als Mensch die Zeichen welche Manuela aussendet so deutlich zu sehen und zu spüren sind, wie deutlich muss Fify die Signale wahrnehmen, dachte ich nur bei mir.

Manuela bittet mich ins Haus zu kommen, um in Ruhe bei einer guten Tasse Kaffee über die Neuigkeiten zu sprechen. Nach einer kurzen Erholungspause, wo wir mal alle tief durchgeatmet haben, kommen wir in medias res! Manuela erzählt mir über einen Streit mit dem Nachbarn, der vor ein paar Tagen eskaliert ist. Es ging da um „banale“ Dinge, unter anderem Grundstückgrenzen, Hühner, Bäume schneiden. Solche Kleinigkeiten, die nicht selten vor Gericht enden, weil die Menschen nicht mehr sachlich miteinander kommunizieren können und sich nur noch „beißen“ wollen. „Seit diesem Tag, wo der Nachbar mich so angegangen ist, will ihn Fify fressen“, übertrieb Manuela. Wir lachten beide, Fify wusste das und schien irgendwie stolz darauf zu sein, dass er seine neue Aufgabe, den Nachbar vom Haus fern zu halten, so gut erfüllt.

Wir waren mitten im angeregten Gespräch über Hunde, ihre Eigenschaften und ihre Fähigkeiten. Stunden später sah ich auf die Uhr und war überrascht, wie die Zeit verflogen war. Manuela und ich waren uns einig und das verband uns herzlich. Es war ein wunderbarer und schließlich lustiger Nachmittag mit vielen neuen Erkenntnissen Dank Fify und ihr und natürlich dem Nachbarn.

Auf dem Heimweg dachte ich noch lange nach und machte mir so meine Gedanken zu unseren besten Freunden, unseren Hunden. Ganz eindeutig stand für mich fest: Hunde haben einen sechsten Sinn. „Vertraue einem Hund, der einen Menschen nicht mag, vertraue jedoch keinem Menschen, der Hunde nicht mag“, dieser Satz blieb in meinem Gedächtnis und ich beschloss ihn gleich nachdem ich zuhause angekommen bin, auf facebook zu posten. Das beschreibt nämlich genau das, was viele Menschen ihren Hunden zutrauen. Nämlich die Fähigkeit, hinter die Fassaden zu schauen und Dinge, die uns Menschen oft nicht bewusst sind oder auffallen, zu erkennen. Ich habe keinen Anspruch auf eine genau, wissenschaftliche Erklärung. Aus tiefster Überzeugung habe ich nach jahrelangen Erfahrungen mit meinen eigenen und mit fremden Hunden folgenden Zugang für mich gefunden.

Hunde sind sehr soziale, mitfühlende Wesen mit einer Seele. Sie haben Gefühle, sie haben ihre Wünsche und auch Bedürfnisse. Sie unterscheiden sich nur wenig von uns Menschen. Sie sind in ihrer Art und ihrem Wesen vielen Menschen sogar voraus, weil sie ihre Ursprünglichkeit und Natürlichkeit bewahrt haben. Sie besitzen Fähigkeiten, die wir Menschen schon fast völlig verlernt und verschüttet haben. Hunde sind immer natürlich und handeln auch so. Als mir bewusst wurde, wie wunderbar Hunde sind, musste ich vor Demut und Dankbarkeit weinen.

Hunde verzeihen, sie sind nicht nachtragend, leben im Augenblick und handeln nicht berechnend und vor allem: sie sind immer authentisch. Ich habe noch keinen Hund getroffen, der jemanden belogen oder betrogen hat. Sie etwa? Als unsere Lehrmeister stellen sich unsere Hund oft zur Verfügung, damit wir uns selbst beobachten, lernen und uns weiter entwickeln können. Sie halten uns den Spiegel vor.

Wie bei meiner Bekannten, nehmen unsere Hunde Gefühle und Stimmungen von uns wahr und reagieren darauf unmittelbar und wahrhaftig. Sie lügen nie. Manuela hatte Streit mit ihrem Nachbar und ist seit dem sehr böse auf ihn. Am liebsten würde sie ihn „beißen“. Das tut sie natürlich nicht, weil sie gelernt hat ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und nichts Böses zu tun. Manuela sendet aber ganz eindeutig andere Signale aus, die ihr Hund stark spüren kann. Da Fify nicht lügen kann, bleibt er authentisch und schlägt den Nachbarn in die Flucht. Fify spiegelt Manuelas Gefühle.

Die Reaktion unserer Hunde auf unsere Emotionen ist natürlich nicht immer lustig und manchmal, nämlich, wenn wirklich Gefahr droht, muss der Mensch handeln. Dann kann eswichtig sein, professionelle Unterstützung zu holen. Es muss aber nicht immer gleich gefährlich werden, wenn unsere Hunde den Spiegel vorhalten. Mittlerweile kennt man auch Depressionen bei Hunden, die sehr oft mit der Depression bei ihrem Menschen einhergehen. Hunde übernehmen auch, wie ich mich persönlich davon überzeugen konnte, Krankheiten von ihren Menschen. Sie könnten auf diese Weise auf den dringenden Handlungs- bzw. Veränderungsbedarf beim Menschen hinweisen oder nehmen in Liebe seinem Menschen eine Krankheit ab, um ihn davon zu befreien.

Hast du deinen Hund schon einmal genau beobachtet, wie er sich verhält und wie es ihm geht, wenn du sehr aufgeregt bist? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass meine Hunde stark auf meine Aufregung reagieren und es dann schwierig wird, sie gut zu führen. Jeder Mensch ist unterschiedlich und hat immer eine ganz einzigartige und individuelle Beziehung zu seinem Hund. Die Themen, die uns in dieser besonderen Beziehung oft begleiten, sind nur dann nachhaltig und erfolgreich zu lösen, wenn wir die Ursache in uns selbst erkennen und annehmen.

Hunde spiegeln natürlich nicht andauernd. So wie wir Menschen ist auch jeder Hund unterschiedlich, jeder hat seinen eigenen Charakter, sein besonderes Wesen und seine individuellen Prägungen. Auch unsere Hunde haben eigene Themen und Stimmungen und jeden Tag neue Herausforderungen, sie haben ebenso schlechte und gute Tage und sind von ihrer Stimmung und von vielen äußeren Einflüssen abhängig.

Wenn man die eigenen Themen und die damit zusammenhängenden Emotionen bewusst angenommen hat, kann man mit dem Hund kommunizieren und das Problem lösen. Das Wichtigste dabei ist, sich selbst keinen Druck zu machen, zu üben und geduldig zu sein. Jeder neue Tag bringt neue Chancen.

Eure Monika.

 


 

 

 


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